AllgemeinFilm + Musik 2016Die Sinfonie der Großstadt
Berlin – Die Sinfonie der Großstadt
D 1927
Regie: Walther Ruttmann
Drehbuch: Karl Freund, Carl Mayer, Walther Ruttmann
Kamera: Robert Baberske, Reimar Kuntze, Karl Freund, László Schäffer
Schnitt: Walther Ruttmann
Länge: 63 Minuten
Die Sinfonie der Großstadt

Donnerstag 27.10.2016 | 20.00 h | Lichtwerk


Walther Ruttmann: Berlin – Die Sinfonie der Großstadt

[englische Zwischentitel]
Musik: We stood like Kings


 

Lichter! Autos! Menschen! Alles schnitt sich ineinander! Die führende deutsche Kinofachzeitschrift Der Kinematograph geriet anlässlich der Uraufführung des dokumentarischen Films Berlin – Die Sinfonie der Großstadtgeradezu aus dem Häuschen. Und seine Begeisterung sollte sich auf das Publikum übertragen – bis heute. Der Film wurde zum Mythos als Berlin-Apotheose, Benchmark für deutsche Film- und Schnittkunst wie für eine originär ›filmischeDramaturgie – wiewohl Ruttmann selbst den Rhythmus seines Films mit dem einer musikalischen Komposition verglich.

Anlässlich einer Ruttmann-Retrospektive 2014 schrieben die Berliner Festspiele im Katalog: »Angeregt von einer im Abenddämmern gemachten visuellen Großstadterfahrung des Autors Carl Mayer zeigt der berühmteste Querschnittfilm der Neuen Sachlichkeit dokumentarische Bilder Berlins, in einer rhythmischen Montage verdichtet zu einer Komposition aus Bewegung und Licht. Zwischen Morgengrauen und Mitternacht registriert das urbane Leinwandspektakel alle Nuancen zwischen allumfassendem Weiß, wenn der Dampf von Lokomotiven das Bild ausfüllt, und dem völligen Schwarz bei einer Tunneldurchfahrt. Zumal beim Spiel der Lichtreklamen, im Feuerwerk und Flammenmeer der Großstadtnacht, erfüllt sich in der filmischen Sinfonie die avantgardistische Utopie eines absoluten Films – einer abstrakten Malerei mit Licht. Maßgeblich verantwortlich hierfür war der fotografische Leiter Karl Freund, der hochempfindliches Filmmaterial einsetzte, mit dem auch nachts gedreht werden konnte: Eine ganz große Leistung! Möglich freilich nur durch die Erfindung der Hypersensibilisierung des Negativs durch [die Kameramänner] Kuntze [und] Safra, deren Verdienste der […] Vorspann nicht genügend unterstreicht.‹« (Der Kinematograph, 24.9.1927)

Die belgische Band We stood like Kings hat diesem Film nun einen neuen Sound geschenkt und obwohl zwischen Film und Musik fast 90 Jahre liegen, verschmilzt die Ästhetik des Films perfekt mit dem wunderbar tragenden Sound der Band. Er wandert auf den Pfaden zwischen klassischer Musik und instrumentalem Postrock, zwischen Ólafur Arnalds und Sigur Rós, zwischen Godspeed You Black Emperor und Explosions in the Sky und wird vor allem durch das Klavierspiel von Pianistin Judith Hoorens getragen.

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